Offene Kirche: Adressen und Öffnungszeiten beim Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg
Die Kirche Schmargendorf gehört zum Pfarramt Brodowin-Chorin im Kirchenkreis Barnim.
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Die Kirche Schmargendorf ist ein alter Feldsteinbau, der in der Mitte des 13. Jahrhunderts als regelmäßiges Granitquaderwerk erbaut wurde und in der Mitte des Dorfes steht. In der Mitte des 18. Jahrhunderts erfolgte eine Überbauung in barocken Formen und Errichtung des heutigen Turmes. Die alten Gemeindetüren im Norden und Süden sowie drei spitzbogige Ostseitenfenster wurden zugesetzt. Die neuen Süd- und Westportale sowie die Stichbogenfenster wurden im 18. Jahrhundert ausgebrochen bzw. verändert.
In der Leibung der ehemaligen nördliche Gemeindetür befindet sich ein Quaderstein mit einer Schachbrettmusterung mit ca. 12 größeren und 72 kleineren Quadraten. Ein zweiter "Schachbrettstein" befindet sich als Eckquader auf der Südseite links oben zwischen dem profilierten Backstein-Holz-Gesims und dem Gurtgesims. Von der Lage her könnte es fast ein Schlussstein sein. Dieses Schachbrettmuster ist so etwas wie das Autogramm des Steinmetz. Ziemlich unausgewogen zeigt es sich in Schmargendorf (große und kleine Vierecke). Dies lässt vermuten, dass der Steinmetz noch jung war und wenig Berufserfahrung hatte. Weitere Zeichen der Steinmetzkunst sind an den Kirchen in ►Dobberzin, ►Weselitz und ►Gerswalde zu finden.
Die Kirche wurde in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts im Barockstiel erneuert. Aus dieser Zeit stammt auch der Kanzelaltar und die Empore. Der vorgesetzte quadratisch von unten aufsteigende Turm im Westen wurde 1745 neu errichtet und ersetzte den alten schadhaften Turm. Er hat eine geschweifte mit Schiefer gedeckte Haube und einen trommelförmigen verkupferten Aufsatz mit schlanker Spitze. Die Wetterfahne über dem Knauf trägt die Jareszahl 1745 und die Initialen FR (Friderici Rex). Die Höhe des Turmes beträgt 30 m. Am 30. September 1745 wurde die Krönung aufgesetzt und die beiden Glocken auf den Turm gebracht und eingeläutet. Im September 1856 erfolgte eine Rekonstruktion der Kirchenkrönung.
Die Einbauten bestehen aus: Kanzelaltar von 1745 aus Holz, ist schlicht weiß-gold gestrichen. Ädikula aus zwei Pilaster mit geradem, verkröpftem und profiliertem Gebälk. Auf den Gebälkenden zwei geflammte Vasen; geschweifte Kanzelkufe. Am Schalldeckel Lambrequins, auf ihm als Bekrönung eine Strahlenglorie mit dem Auge Gottes über freien Konsolbügeln. Beidseitige niedrige Brüstung mit bretthaftem Schnitzwerk. Beidseitig vorgezogene Empore von 1745 aus Holz, gestrichen. Ruht auf toskanischen Säulen. Die Brüstung ist teilweise geschwungen. Die Orgel stammt aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und wurde in der Orgelbauer-Werkstatt Remter und Sohn in Berlin gefertigt. Sie ist als dreiteiliger Prospekt mit höherem Mittelteil ausgeführt und besitzt ein mechanisches Werk mit Magazinbalg, elektrischen und Handantrieb, Manual, Pedal und 10 Register. Die noch vorhandene Glocke von 1604 besteht aus Bronze und hat einen Durchmesser von 78,5 cm. Sie wurde in der Glockengießerei Rolof und Friedrich Klassen in Stettin gegossen.
Die 1945 noch recht ansehnliche Hülle der Kirche litt unter den nicht durchgeführten, aber notwendigen Instandhaltungen bzw. Reparaturen in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg. 1961 wurde lediglich der Innenraum instandgesetzt. Um die nicht beheizbare Kirche auch im Winter nutzen zu können, z.B. für den Konfirmationsunterricht, wurde im Kirchenschiff eine sogenannte Winterkirche eingebaut. Nach einem schweren Sturm im Oktober 1998 drohte die Krönung abzustürzen. Sie wurde deshalb vorsorglich abgenommen und der Inhalt gesichtet. Am 18. September 1999 wurde die restaurierte und neu vergoldete Bekrönung einschließlich neuer Wetterfahne wieder an ihren alten Platz gebracht. Viele Versuche, Geldmittel für die Sanierung der Kirche zu erhalten, scheiterten.
2003 starteten die Kirchengemeinde, die Gemeinde Schmargendorf und der Uckermärkische Landverein e.V. den erneuten Versuch, die stark beschädigte Kirche zu sanieren. Eine Voraussetzung für den Beginn der Sanierungsarbeiten war, dass der Storch, der sein Nest auf dem Kirchendach hatte, ein Ersatzquartier bekam. Dazu wurde auf dem Anger ein Betonmast mit Traverse errichtet, auf den die Nestunterlage montiert wurde. Aber nicht nur der Storch war Kirchenbewohner, sondern auch eine Schleiereule hat im Turm ihre Nisthöhle. Auf sie und ihr Brutgeschäft musste bei der Turmsanierung ebenfalls Rücksicht genommen werden.
Im ersten Bauabschnitt wurde 2004 das Kirchendach erneuert. 2005 folgte die Sanierung des Turmes innen und außen und eine korplette Renovierung des Kircheninnenraumes. Im Zuge der Innenarbeiten wurde die Winterkirche zurückgebaut, die Möblierung aufgearbeitet und eine Sitzbankheizung installiert. Für zukünftig geplante Nutzung wurde im unteren Teil des Turmes eine kleine Teeküche und eine Toilette eingebaut. Nach der sehr aufwendigen Sanierung des Kircheninneren und des Turmes erstrahlt die Kirche in einem Glanz, den sie vorher lange nicht hatte. Am 12. November 2005 wurde mit einem festlichen Gottesdienst die Rückübergabe der Kirche durch die Bauleute und Restauratoren an die künftigen Nutzer gefeiert. Quellenangabe: Aus den Informationen "Schmargendorf Kirche", der Kirchengemeinde Schmargendorf.
Informationen siehe auch auf Seiten vom Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
- Märkische Oderzeitung vom 27. Oktober 2010:
Betteln für die Königin
- Märkische Oderzeitung vom 12. Dezember 2010:
Königliche Musik aus 500 Zinnpfeifen
- Märkische Oderzeitung vom 26. Mai 2011:
Stumme Orgel klingt wieder
Weiter Informationen zur Kirche Schmargendorf siehe unter:
- Stadt Angermünde / Schmargendorf / Sehenswertes schmargendorf.angermuende.de
- Askanier-Welten / Mittelalterliche Dorfkirchen in der Mark Brandenburg Schmargendorf