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Dorfkirche in Potzlow

Offene Kirche: Adressen und Öffnungszeiten beim Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg

Die Kirche Potzlow gehört zum Pfarramt Potzlow im Kirchenkreis Uckermark.

Potzlow (Gemeinde Oberuckersee) auf der kommunalen Home vom: www.amt-gramzow.de

Potzlow auf der: Google Maps Satellitenkarte

Information zur evangelischen Kirche in Potzlow

Die Potzlower Kirche war ursprünglich keine Dorfkirche, sondern eine Marksiedlungskirche aus der ersten deutschen Besiedlungsphase des Mittelalters. Potzlow selbst wird 1239 erstmals urkundlich erwähnt. Daher lässt sich vermuten, dass die Kirche noch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erbaut wurde. Wie verschiedene andere Sakralbauten entstand wahrscheinlich auch die Potzlower Kirche unter Anleitung der Zisterzienser Mönche. Sie war nicht nur als Gotteshaus, sondern zugleich als Wehranlage konzipiert, die den Menschen in Kriegszeiten als Schutz diente und sogar aktiv verteidigt wurde.

Das Baumaterial für die Kirche - Feldsteine - fiel bei Rodungsarbeiten im Zusammenhang mit dem Bau von neuen Siedlungen im Umkreis an. Die Kirchen in Gerswalde und in Gramzow weisen eine Reihe von Ähnlichkeiten mit der Potzlower Kirche auf. An der Südfassade fallen die ursprünglichen Fenster auf, die im 18. Jahrhundert barockisierend erweitert und tiefer gesetzt wurden. Hier sind auch noch Spuren eines ursprünglichen Sakristeianbaues zu sehen. Eine Vorstellung von diesem Anbau können wir uns machen, wenn wir den noch erhaltenen Sakristeianbau der Gerswalder Kirche vor Augen haben. Außerdem entdecken wir an der Südseite der Kirche ein vermauertes Portal.

Dämonensteine: Unter den verbauten Backsteinen im "Klosterformat" befinden sich auch solche mit Trittsiegel von Ziege (Bock?) und Hund. Man deutet sie als Schutzzeichen, die zur Abwehr von Dämonen und Mächten des Bösen dienen sollten. Einer dieser Steine wurde bei Reparaturarbeiten an der Kirche entdeckt. Er wurde neben dem Westeingang vermauert. Seine ursprüngliche Lage ist nicht mehr feststellbar.

Turm: Der Turm ist bis zu den Traufen der Kirchenwände original erhalten. Die originalen Aufbauten hingegen sind im 30jährigen Krieg verloren gegangen. Nach einem Brand im Jahre 1760 entstanden die Aufbauten, wie wir sie heute vorfinden. 1838 bekam der Turm eine Wetterfahne.

Der Brand (1760): Auf Seite 1 des ältesten Potzlower Kirchenbuches findet sich dazu folgende Eintragung des damaligen Predigers von Potzlow, Strehlow und Seehausen, Johann Erdmann Rose (seit 1731): "nachdem am 21ten Junius d.J. frühe zwischen 8 und 9 Uhr durch ein in eines Bauern Scheune entstandenes Feuer, binnen einer guten halben Stunde die hiesige Kirche und Thurm, die Kirchenscheune, Parrwohnung, Scheune und Ställe, die Cüsterey, auch mein Eigenthum, nebst noch 6 anderen Gehöfften mit ihren Scheunen und Ställen, sogar auch zur Pfarre gehörige Schriften und alte Nachrichten alle miteinander, (weil man wegen starker Winde, trockenen Wetter, schneller Gluth in Abwesenheit vieler Nachbarn wenig retten können) in die Asche geleget worden. Gott wende mehreres Unglück von uns ab in Gnaden, und sey unser Helfer und Stab, um unsers lieben Herrn Jesu willen, Amen!"

Altar: Der schlichte Altar im Inneren der Kirche entstand im Spätbarock (18.Jh.), ebenfalls nach dem Brand. Kanzelaltäre wurden seit der Reformation in evangelische Kirchen eingebaut. Ihr Platz über dem Altar symbolisiert die hohe Bedeutung des gepredigten Wortes. Im 18. Jahrhundert wurden Kanzelaltäre zu einer regelrechten Modeerscheinung (vgl. Melzow, Blankenburg, Röpersdorf, Zollchow).

Davidstern oder "doppelte Trinität"? Die Frage, ob es sich bei dem Hexagramm um einen Davidstern handelt, lässt sich nicht sicher beantworten. Dazu müsste man die Haltung des Auftraggebers zum Judentum bzw. die Aussageabsichten der Auftraggeber (Ältestenrat) kennen. Unterlagen zum Altar sollen noch im Landesarchiv in Potsdam zu finden sein, müssen jedoch noch gesichtet werden.

Orgel: 1877 Errichtung der 2manualigen mech. Orgel (Fa. W. Remler aus Berlin, Borsigstr.11), 1947 notdürftig repariert (seitdem nur noch 1 Manual). Sanierung in den 90er Jahren - bisher ist jedoch erst eines der beiden Manuale wieder funktionsfähig. Weitere Restaurierung 2003 durch Orgelbau W. Sauer.

Glocken: Im Turm hingen ursprünglich 3 Glocken aus Bronze. Vermutlich wurden diese im 1. Weltkrieg eingeschmolzen. Seit 1927 hängen 2 Stahlglocken mit folgenden Inschriften im Turm:
"Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir." (Ps 130 V.1)
"In Schmach und Not bleibst du doch Gott, steh uns bei, Herr, mach uns frei."
"Kriegssturm warf mich vom Turm - Fried ohne Freud hat mich erneut."

Eine der beiden wird durch einen Motor angetrieben. Sie läutet täglich um 18 Uhr. Die andere wird zu den Gottesdiensten oder zu besonderen Anlässen von Hand geläutet (z.B. wenn ein Gemeindeglied gestorben ist. Dann wird sie am Tag des Bekanntwerdens des Todes bzw. am nächsten Tag 11.30 Uhr, 11.45 Uhr und 12.00 Uhr jeweils 5 Minuten lang geläutet.)

Roland: Erster und einziger Turmbewohner ist der 1992 in den "Ruhestand" versetzte Roland. Er zeugt von der einstigen Bedeutung Potzlows: Ältester erhaltene Roland in Bremen (1404); Potzlow - 1. Roland um 1727 - 2. Roland ab 1727 - 3. Roland (mit den Armen vom 2. Roland) 1806 (angefertigt von dem Stellmacher Hensel aus einer Schwelle) - 4. Roland 1991 (angefertigt von dem Prenzlauer Bildhauer Lindner), seitdem das jährliche Rolandsfest immer am 1. Sonntag im Dezember.

Gemälde:Pastorenbildnis von Johann Simon Rose (+ 1748)

Zur Größe der Kirche - Konkurrenz mit Prenzlau / Wachstumserwartung für Potzlow

Zur Schlichtheit: Sicherlich hat die Schlichtheit der Kirche damit zu tun, dass nach dem großen Brand nicht die Mittel für aufwändigen Schmuck und wertvolle Ausstattungsgegenstände vorhanden waren. Dass sie jedoch auch später kaum ausgeschmückt wurde, hat wahrscheinlich auch seinen Grund darin, dass sie seit Anfang des 18. Jahrhunderts Kirche der französisch-reformierten Gemeinde war. 1685 war das Edikt von Nantes von 1598 (Religionsfreiheit der Evangelischen in Frankreich) durch Ludwig XIV. aufgehoben worden. Daraufhin waren 200 000 von 850 000 Hugenotten in verschiedene Länder mit evangelischem Bekenntnis geflüchtet.

Nach Preußen-Brandenburg kamen ca. 20 000. Das hing zusammen mit der Bevölkerungspolitik des Kurfürsten. 1685 erließ er das Potsdamer Edikt, das die Aufnahme der Glaubensflüchtlinge, bestimmte Rechte und die Vergabe von Land an die französischen Einwanderer vorsah. Ziel des Kurfürsten war es, die Bevölkerungsverluste, die durch den 30jährigen Krieg (Rückgang der Bevölkerung in Prenzlau von 1 100 auf 130) und durch eine Pestepedemie entstanden waren, auszugleichen. Und seine Rechnung ging auf: Die Einwanderer hatten eine sehr positive Wirkung auf die wirtschaftliche Entwicklung. Sie bewirtschafteten nun die bis dahin verlassenen und verwahrlosten Ländereien und Höfe und legten dabei eine enorme Initiative und Tatkraft an den Tag, die ausstrahlte auf die noch ansässige Bevölkerung und diese aus ihrer Lethargie und Resignation herausriss.

Die französischen Einwanderer in Prenzlau wurden zu einer Kolonie zusammen geschlossen. Nach französischem Vorbild bildete der Kurfürst eine Kompanie von französischen Edeleuten (wie die Musketiere). So wurde die Kraft und das Wissen einer Elite gebündelt und mit ihrer Hilfe die wirtschaftliche Entwicklung gefördert. In Prenzlau entstanden in der Folge u.a. eine Papierfabrik, eine Ölmühle und eine Tabakfabrik.

Nach einer Verfügung des Kurfürsten gehörten die französischen Einwohner in Potzlow und den anderen Dörfern in der Umgebung Prenzlaus zunächst zur französisch-reformierten Gemeinde "Prenzlow". Gelegentlich gab es in der damals lutherischen Dorfkirche in Potzlow Gottesdienste für die französischen Einwanderer.

1701 wurde für sie in Potzlow ein Pfarrer eingesetzt. Ab wann genau es eine selbstständige französisch-reformierte Gemeinde in Potzlow gab, und ab wann die Kirche vollständig durch diese Gemeinde genutzt wurde, ist eine Frage, die noch ihrer Klärung harrt. (ebenso, wie die Frage, wann die Kirche wieder lutherisch wurde, und aus welchem Anlass) Zum Zeitpunkt des Brandes und während des Wiederaufbaues der Kirche war sie jedenfalls französisch-reformiert. Das heißt u.a. auch der Verzicht auf Bilder und andere Ausschmückungen als Programm zugunsten des gesprochenen Wortes. 1725 hatte hier ein enger Freund Friedrichs II. seinen Dienst als Prediger der französisch-reformierten Gemeinde angetreten. Er war aber nur zwei Jahre geblieben und danach nach Prenzlau versetzt worden. Sein Name ist Charles Etienne Jordan (1700-1745). Friedrich II. stand zeitlebens in engem Austausch mit ihm und hielt ihm sogar eine Grabrede.

Restaurierung und Erneuerungsmaßnahmen:
Restaurierung des Kirchenschiffes 1880
Erneuerung der Wetterfahne 1886 / 1997
Dachsanierung 1992/93
Sanierung der Holzdecke 1994
Malermäß. Erneuerung der Wände 1996
1998 Montage der Turmbekrönung
1999 Erneuerung des Gestühls Quellenangabe: Informationen zur Kirche Potzlow von der Kirchengemeinde Potzlow.

Weitere Informationen zur Kirche Potzlow siehe unter:
- Askanier-Welten / Mittelalterliche Dorfkirchen in der Mark Brandenburg Potzlow

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