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Stadtpfarrkirche "St. Johannes" in Lychen

Offene Kirche: Adressen und Öffnungszeiten beim Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg

Die Stadtkirche Lychen gehört zum Pfarramt Lychen im Kirchenkreis Oberes Havelland.

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Information zur evangelischen St. Johanneskirche in Lychen

Bauwerk

Die Lychener Stadtkirche wurde in der zweiten Hälfte der 13.Jh. errichtet. Sie reichte anfangs nur bis zum gotischen Triumphbogen vor dem Altarraum. Der Chor wurde nach 1350 angebaut - leider nicht mit der gleichen Sorgfalt wie das Haupthaus. Ursprünglich war die Kirche der Jungfrau Maria geweiht. Nachdem der Johanniterorden in Lychen eine Komturei gegründet, Hospitäler eingerichtet und das Kirchenpatronat erhalten hatte, bekam das Gotteshaus bereits 1302 den Namen Sankt Johannes.

Die Kirche ist das beherrschende Warzeichen der Stadt Lychen. Auf der höchsten Erhebung der Altstadt erbaut, prägt sie bis heute das Stadtbild. Die Kirche ist - wie einst üblich - in Ost-West-Richtung erbaut worden. Im Osten liegt der Chorraum mit dem Altar, im Westen erhebt sich der Glockenturm. St. Johannes war einst (bis 1763) von einem Kirch- und Friedhof umgeben, der größer war als der jetzige Kirchplatz.

Die St. Johanneskirche entstand im frühgotischen Stil. Wie viele Kirchen der Uckermark, ist sie aus behauenen Granit-Feldsteinen errichtet worden, die die Eiszeit hier reichkich zurück ließ. Der Westturm - er hat die gleiche Breite wie das Kirchenschiff - ist im unteren Teil ebenfalls aus Granitblöcken aufgemauert und nach oben hin durch repräsentative Ziegelgliederung ergänzt - eine Besonderheit in der Region. Die spitzbogige, abgetreppte Westtür im Turmfuß führt in die heutige Winterkirche. Die Süd-West-Ecke des Tures ist wegen des abschüssigen Geländes durch starke Strebepfeiler abgestützt.

Das Langhaus hat traditionell eine Flachdecke, die mit massiven Balken abgefangen ist. Seine bis zu 2 m mächtigen Mauern sind ebenfalls durch Pfeiler abgestützt. Wenn auch das Dach mehrere Male abgebrannt und eingestürzt ist - die Mauern sind stets erhalten geblieben. Entstandene Schäden im Mauerwerk wurden immer wieder (z.T. mit Ziegelsteinen) ausgebessert. das Langhaus besaß einst zwei Eingänge. Das Süd-Tor war vor dem Bau des Chores (und der Sakristei) der Eingang für die Geistlichen. Er ist 1752 zugemauert worden. Der Hauptzugang für die Gemeinde liegt im Norden, ist ebenfalls spitzbogig und abgetreppt.

Der Chorraum entstand zur Zeit der Johanniter. Hier richteten sich später der Magistrat und die Handwerkerinnungen der Stadt ihre besonderen "Kirchenstände" ein. Ursprünglich waren zwei Kapellen angebaut. Die Nordkapelle mußte wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Die Südkapelle dient bis heute als Sakristei.

Das Kircheninnere

Die Ersteinrichtung des Hauses ist nicht erhalten. Sie muß einst schlicht gotisch gewesen sein. Welche Zerstörungen der 30-jährige Krieg, der die Uckermark stark verwüstete, an der Kirche anrichtete, ist nicht bekannt. Man weiß aber, dass das Kirchehaus beim großen Brand von 1684, der fast die ganze Stadt einäscherte, völlig ausgebrannt ist. Der Brand zerstörte die gesamte Kircheneinrichtung. 400 Jahre Kirchenkultur und Kirchengeschichte in Lychen waren weitgehend vernichtet!

1698 erhielt die Kirche einen neuen (barocken) Altar, sowie eine neue Kanzel und Empore, die in späteren Zeiten mehrfach verändert wurden. Unter dem Chorraum befindet sich ein Gewölbe, in dem man bis ca. 1800 die Pfarrer der Gemeinde beisetzte. Zu Beginn unseres Jahrhunderts ist der Zugang zugemauert worden. 1906 erlebte die Kirche eine Neubemalung. Im Chorraum unten wurden dem Zeitgeschmack entsprechend Tempelvorhänge angepinselt und darüber Quadersteine angedeutet.

Bei der großen Innenrestaurierung 1960 ist dies mit Recht beseitigt worden. Die Kirche erhielt einen einfarbig weißen Innenanstrich, sodass der Bau hell und klar wirkt und der mächtige Charakter der alten märkischen Kirche hervorgehoben wird. Altar, Kanzel und Orgel sind in den barockfarben blau, weiß und gold wieder hergestellt worden. Auch das Taufbecken, das vier Engel darstellte, wurde 1964 durch ein neues aus schlichtem Kalkstein ersetzt. Es passt in seiner wuchtigen Form sehr viel besser zur alten, hell ausgemalten Granitkirche.

Die Orgel ist ein Werk des Stettiner Meisters Grüneberg von 1907. Sie hat 24 Register und 1564 klingende Pfeifen. 1988 ist sie von der Firma Fahlberg aus Eberswalde restauriert worden. Die Buntglasfenster in der Sakristei waren nach dem Brand von 1684 von wohlhabenden familien gestiftet worden. Einige von ihnen wurden in den vergangenen Jahrzehnten durch Steinwürfe gedankenloser Kinder bedauerlicherweise zerstört. Die farbigen Fenster im Chor stammen aus dem 19. Jahrhundert.

Einst hingen in der Mitte des Hauptschiffes vier kunstfertige Leuchter, die von den Handwerkerinnungen der Schuhmacher, Schneider, Schlosser und Bäcker Lychens gestiftet worden waren. Leider wurden sie 1974 zum Teil gestohlen. Die verbliebenen Leuchter haben einen anderen Platz in der Kirche erhalten.

1985 ist die Kirche letztmalig neu ausgemalt worden. 1996 wurde das Dach der Kirche und Schiffes und des Chors mit hohem finanziellen Aufwand vollständig erneuert. Die notwendigen Instandsetzungsarbeiten an der Kirche (z.B. Turmdach und an der Orgel) auferlegen der Gemeinde erhebliche Lasten, die sie allein nicht zu tragen vermag. Quellenangabe: Aus den Informationen zur Stadtkirche St. Johannes vom Pfarramt Lychen.

Informationen siehe auch auf Seiten vom: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.
- Uckermark Kurier vom 17. August 2010: Neuer Glanz für alten Kirchturm
- Uckermark Kurier vom 27.11.2012: Innenrenovierung der Kirche ist in greifbare Nähe gerückt
- Märkische Onlinezeitung vom 01. August 2014: Fördermittel für Lychener Kirche versprochen

Weitere Informationen zur Stadtkirche St. Johannes siehe unter:
- Stadt Lychen / Kirche St.-Johannes zu Lychen www.lychen.de
- Märkische Eiszeitstraße / Stadtpfarrkirche St. Johannes Lychen www.eiszeitstrasse.de

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